Ich hab' zwar ka Ahnung, was Musik ist,Auch als Buchkritiker habe ich mich einmal versucht (während eines kurzen Intermezzos mit einem SF-Club mit dem einfallsreichen Namen new worlds). Im Gegensatz zu Kreisler's Kritiker fielen meine Kritiken allerdings ziemlich positiv aus:
denn ich bin beruflich Pharmazeut.
Aber ich weiß sehr gut, was Kritik ist,
je schlechter, desto mehr freu'n sich die Leut.Georg Kreisler: Der Musikkritiker
Ein paar Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe (da ich die meisten Bücher auf englisch lese, sind auch einige Kritiken auf englisch):
Längengrad (orig. Longitude) | Dava Sobel (Üb.: Mathias Fienbork) | 1995 | Die meisten Bücher, die ich hier kritisiere, lassen sich
irgendwo in der Kategorie Science Fiction unterbringen.
Science ist auch das Thema dieses Buches, aber es ist
keine Fiction. Es erzählt die Geschichte des gelernten
Tischlers John Harrison, der im 18. Jhd. die ersten Uhren baute,
die auf mehrmonatigen Schiffsreisen nur wenige Sekunden falsch
gingen (die Hersteller von PC-Motherboards könnten sich da eine
dicke Scheibe abschneiden) und damit geeignet waren, die
geographische Länge bestimmen. Zur gleichen Zeit und zum gleichen
Zweck wurden auch die astronomischen Verfahren immer weiter
verfeinert (so sind die ersten Sternkataloge, die Messung der
Lichtgeschwindigkeit, der Nachweis der Erdpräzession
»Abfallprodukte« der Versuche, die Länge durch astronomische
Beobachtungen zu bestimmen), so daß sich Astronomen und Harrison
einen jahrzehntelangen (und nicht immer fairen) Kampf um das von
der Längengradkommission ausgelobte Preisgeld von £ 20 000.
Dava Sobel schildert diesen Kampf spannend und vermittelt ein Gefühl für diese Zeit. Leider geht sie auf die Uhrenkonstruktion kaum ein, man erfährt zwar, daß Bimetallstreifen verwendet wurden, um Temperaturunterschiede auszugleichen, oder daß Harrison die »Grasshopper-Hemmung« erfunden hätte - aber wie die funktioniert, bleibt dem technisch interessierten aber nicht als Uhrmacher ausgebildeten Leser verborgen. Statt dessen kann man sich über blumige Beschreibungen wie »die Uhr ähnelt einer wohlgekleideten Frau, die hinter einem Röntgenschirm steht, der ihr schlagendes Herz entblößt« freuen. |
7 |
---|---|---|---|---|
The Killing Star | Charles Pellegrino, George Zebrowski | 1995 | Nach The Forge of God das zweite Buch, das mir in die Hände gefallen ist, das einen außerirdischen Präventivschlag gegen die Menschheit postuliert. Im Gegensatz zu Bear lassen Pellegrino und Zebrowski einen der Außerirdischen sogar zu Wort kommen. Das hier wiederzugeben, wäre ein Spoiler ersten Ranges, aber es hat hat jedenfalls dem Buch einige Pluspunkte eingebracht. Weitere Pluspunkte gibt es für die glaubwürdige Schilderung von Near-Future-Technologie. Abzüge dagegen für die etwas uninteressanten Personen und die ersten beiden Seiten von Kapitel 19. Zwei so bekannte Zahlen falsch wiederzugeben, kann doch eigentlich einem Hard SF-Autor nicht passieren, oder? | 8 |
Flatlander | Larry Niven | 1995 | Vier von den fünf Geschichten kannte ich bereits. "The ARM of Gil Hamilton" muß eines der ersten Bücher von Niven gewesen sein, die mir Holger seinerzeit geborgt hat. Aber in fast einem Jahrzehnt vergißt man einiges und so waren auch sie wieder spannend (tatsächlich sogar spannender als die neue, Niven baut offensichtlich ab). | 7 |
The Gripping Hand | Larry Niven, Jerry Pournelle | 1993 | Die Fortsetzung zu "The Mote in God's Eye" wurde gleichzeitig
unter zwei Titeln veröffentlicht (der andere war "The Moat around
Murcheson's Eye"), und wurde von Anfang an mit Buhrufen bedacht.
Ich fand das Buch recht gut, auch wenn es nicht so packend (und
vor allem nicht so neu) war wie der erste Teil, und
Niven und Pournelle inzwischen eine gewisse Neigung zu obskuren
Fandom-Referenzen haben ("Weep! Wail!" und "Now, wretched sand
dweller ..." waren die beiden die erkannt habe und recht amüsant
fand. Für einen kalifornischen Fan, der alle paar Seiten einen
Bekannten wiederfindet, mag das ermüdend sein). Erzählen können
sie nach wie vor, grobe Fehler sind ihnen nicht nachzuweisen und
Pournelle scheint sogar in seinen politischen Ansichten etwas
erträglicher geworden zu sein. Zum Buch selbst: Nach 26 Jahren der Blockade der Moties wird diese unerwarteterweise durchlässig. Durch etwas unwahrscheinliche Zufälle merkt das aber die Menschheit nicht nur rechtzeitig, sondern hat auch ein Mittel in der Hand, das ein friedliches Zusammenleben von Menschen und Moties ermöglichen könnte. Also dringen die alten Kämpen (und deren mittlerweile erwachsene Gschrappen) erneut ins Mote-System vor, wo alles ganz anders ist. |
7 |
Brother to Dragons | Charles Sheffield | Ein typischer Sheffield: Spannend, durchdacht, mit einem außergewöhnlichen Helden und überzeugendem Background (wenn man vom Datum absieht, aber das Buch ist auch schon wieder 4 Jahre alt, was bei Büchern die in der nahen Zukunft angesiedelt sind, immer ein Problem ist). | 9 | |
Moving Mars | Greg Bear | Mit Bears neuesten Werken tue ich mich schwer. Er entwickelt großartige Technologien, zeichnet Gesellschaften, erfindet glaubhafte Geschichte, aber irgendwie geht es an mir vorbei und nach der Lektüre frage ich mich nur: Was solls? | 6 | |
Schlafes Bruder | Robert Schneider | Ein Buch, das den Medienrummel, den es verursacht hat, wohl verdient hat. Schneider schildert groteske bis übernatürliche Personen und Situationen mit der selben Leichtigkeit, mit der er einen altertümlichen, fast biblischen Stil mit Dialektausdrücken vermischt. Ein Eine-Nacht-Buch. | 10 | |
Tangents | Greg Bear | 1989 | Kurzgeschichten, eher Fantasy/Märchen als SF, aber ganz gut. War das erste von Bear, das ich gelesen habe, und hat mir Appetit auf mehr gemacht. | 8 |
Eon | Greg Bear | 1985 | Ein Sense-of-Wonder-Buch, bei dem man ebenso wie die Helden des Buchs mit offenem Mund staunt. Hat mir beim ersten Mal lesen sehr gut gefallen, beim zweiten mal wußte ich schon, worum es geht, da war es nicht mehr so toll (Außerdem war da 1989 schon vorbei, ein Jahr das einige Near-Future-SF über den Haufen geworfen hat). | 8 |
Eternity | Greg Bear | 1988 | Fortsetzung von Eon, eher schwach. Ich mag keine Zeitreisen, und Retter des Universums sind mir suspekt. | 4 |
Legacy | Greg Bear | 1995 | Ein Jugendabenteuer des Olmy aus Eon auf einem seltsamen Planeten. Gut. | 7 |
Anvil of Stars | Greg Bear | 1992 | Fortsetzung von The Forge of God. Lesbar. | 6 |
Queen of Angels | Greg Bear | 1990 | Das Buch habe ich jahrelang gesucht, weil es angeblich eine Erweiterung der Kurzgeschichte "Sisters" sein sollte. Ich war dann aber ziemlich enttäuscht. Gute Ideen im Hintergrund (Konflikt zwischen Therapierten und nicht-Therapierten, Auswirkungen der Nanotechnologie, ...) aber die Geschichte selbst fand ich nicht fesselnd, und das Voodoo-Zeugs hätte ich auch nicht gebraucht. | 6 |
Heads | Greg Bear | 1990 | Ziemlich kurz. Dürfte wohl hauptsächlich als Seitenhieb auf Scientology gedacht gewesen sein, muß man nicht unbedingt gelesen haben. | 5 |